Wiener Neustadt: viele ältere Menschen trotz Fachkräftemangel arbeitslos
Der Arbeitsmarkt in Wiener Neustadt bleibt auch im Jahr 2024 von gegensätzlichen Entwicklungen geprägt. Während die Arbeitslosigkeit steigt, gibt es weiterhin zahlreiche offene Stellen, insbesondere Fachkräfte sind sehr gefragt.
Im Oktober 2024 wurden über das Arbeitsmarktservice (AMS) Wiener Neustadt 1.123 offene Stellen ausgeschrieben. Obwohl dies einen leichten Rückgang im Vergleich zum Vorjahr darstellt, handelt es sich im langjährigen Vergleich weiterhin um einen Rekordwert. Auffallend ist, dass fast zwei Drittel der ausgeschriebenen Positionen mindestens eine abgeschlossene Lehrausbildung oder eine höhere Qualifikation erfordern.
Herausforderungen für Arbeitslose über 50
Ein genauer Blick auf die Gruppe der über 50-jährigen Arbeitslosen zeigt ein widersprüchliches Bild. „Viele dieser Personen erfüllen die Qualifikationsanforderungen der Unternehmen und bringen zusätzlich umfassendes Fachwissen, langjährige Berufserfahrung sowie ein wertvolles berufliches Netzwerk mit. Dennoch bleiben sie oft von den Chancen des Arbeitsmarktes ausgeschlossen. 30 Prozent der arbeitslosen Menschen in Wr. Neustadt ist über 50 Jahre alt“, so der Geschäftsstellenleiter des AMS Wiener Neustadt Mevlüt Kücükyasar.
Gesundheitliche Probleme
„Es gibt verschiedene Gründe, warum Potenziale von älteren Arbeitslosen ungenutzt bleiben, darunter fallen gesundheitliche Einschränkungen sowie Vorurteile gegenüber älteren MitarbeiterInnen“, analysiert Kücükyasar. Über 45 Prozent der vorgemerkten Personen über 50 haben gesundheitliche Vermittlungseinschränkungen, was die Rückkehr in den Arbeitsmarkt erschwert. „Das AMS bietet diesen Personen gezielte Unterstützung mit maßgeschneiderten Dienstleistungen und hohen Qualitätsstandards an, um ihre Beschäftigungschancen zu verbessern“, so Kücükyasar.
Vorurteile gegenüber Älteren
Neben den gesundheitlichen Problemen erschweren Vorurteile vieler Arbeitgeber die Wiedereingliederung älterer Arbeitskräfte. Studien, wie zuletzt eine Untersuchung des SORA-Instituts im Auftrag des AMS, zeigen, dass BewerberInnen über 50 trotz gleicher Qualifikationen deutlich seltener zu Vorstellungsgesprächen eingeladen werden. Klischees, ältere Arbeitskräfte seien zu teuer, häufiger krank oder weniger flexibel, seien nach wie vor weit verbreitet, erklärt der AMS-Leiter.
Potenzial erkennen und nutzen
„Wir sehen ein großes, bisher ungenutztes Beschäftigungspotential bei arbeitslosen Menschen über 50“, betont der AMS-Leiter und weiter: „Der demografische Wandel und die alternde Bevölkerung unterstreichen die Notwendigkeit, ältere Arbeitskräfte stärker in den Fokus zu rücken. Unternehmen können von deren Erfahrung, Zuverlässigkeit und Fähigkeiten erheblich profitieren“.
Das AMS Wiener Neustadt appelliert an die Unternehmen, sich von Vorurteilen zu lösen und die Chancen zu nutzen, die diese Generation bietet. „Nur durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, Arbeitslose und Arbeitsmarktservice können wir die Herausforderungen des Fachkräftemangels erfolgreich bewältigen“, so Kücükyasar