Medianeinkommen: Analyse der NÖ Arbeiterkammer
Wie viel ein Arbeitnehmer in Niederösterreich verdient, hängt sehr stark davon ab, wo er seinen Arbeitsplatz hat. Denn die Höhe von Löhnen und Gehältern klafft in den NÖ Bezirken weit auseinander. Das bestätigt einmal mehr die jüngste Einkommensanalyse der NÖ Arbeiterkammer (AKNÖ), die das mittlere monatliche Brutto-Einkommen – das sogenannte „Medianeinkommen“ – als Messzahl heranzieht.
Der umfangreichen Studie hat der NÖ Wirtschaftspressedienst interessante Details entnommen: Am besten verdient man demnach in St. Pölten. 2023 betrug das mittlere Brutto-Monatseinkommen in der Landeshauptstadt 2.917 Euro. Das sind um 262 Euro oder 9,9 Prozent mehr als der Durchschnittsverdienst in Niederösterreich. Gegenüber dem einkommensschwächsten NÖ Bezirk Krems-Land, wo das Medianeinkommen nur 2.137 Euro ausmacht, erhalten die St. Pöltner Arbeitnehmer sogar um 780 Euro mehr.
Löhne und Gehälter über dem NÖ Durchschnittseinkommen von 2.655 Euro wurden 2023 nur in sechs Bezirken gezahlt, nämlich in Amstetten, Scheibbs, Gmünd und Lilienfeld sowie in den beiden Statutarstädten St. Pölten und Waidhofen/Ybbs. In allen anderen NÖ Bezirken hingegen lag das mittlere Brutto-Monatseinkommen entweder knapp oder deutlich darunter.
Regionale Unterschiede
Teilweise höchst bemerkenswerte Resultate liefert die AKNÖ-Studie, betrachtet man die Entwicklung der Einkommen in den einzelnen NÖ Regionen. Demnach weist das Mostviertel das höchste Einkommensniveau auf. Wirtschaftliches Zugpferd dort ist eindeutig der Bezirk Amstetten. Hier lag das Medianeinkommen 2023 um 531 Euro über jenem von Melk. Wermutstropfen: In Amstetten sind die Einkommensunterschiede zwischen männlichen und weiblichen Arbeitnehmern besonders groß. In diesem Bezirk verdienen Frauen – auch weil sie kaum in beruflichen Top-Positionen anzutreffen sind – um fast 42 Prozent weniger als Männer.
Die Region mit dem zweithöchsten Einkommensniveau in Niederösterreich ist der Zentralraum mit den Bezirken St. Pölten-Land, Krems-Land, Lilienfeld und Tulln sowie den Statutarstädten St. Pölten und Krems. Bei Betrachtung der Detailergebnisse fällt hier insbesondere der große Einkommensunterschied zwischen dem einkommenstärksten Bezirk St. Pölten-Stadt und dem einkommenschwächsten Krems-Land auf: Die Differenz macht beachtliche 780 Euro aus.
Industrieviertel nur auf Platz drei
Seine einstige Spitzenposition bei den Einkommen von Arbeitern und Angestellten in Niederösterreich hat das Industrieviertel schon lange verloren, im NÖ Regionen-Ranking reicht es nur noch zu Platz drei. Das durch die Beschäftigtenzahl gewichtete Durchschnitts-Medianeinkommen der Bezirke Baden, Bruck/Leitha, Mödling, Neunkirchen, Wiener Neustadt-Stadt und Wiener Neustadt-Land lag 2023 in Summe um 2,3 Prozent unter dem NÖ Landesniveau. Bemerkenswert ist, dass trotz der Größe des Industrieviertels die Bezirksergebnisse verhältnismäßig nahe beieinander liegen.
Zwar konnte das traditionell einkommensschwache Waldviertel in den letzten Jahren einigen Boden zum Landesmedian gutmachen, die Einkommen in den Bezirken Horn, Gmünd, Zwettl und Waidhofen/Thaya liegen aber noch immer um 3,3 Prozent unter dem NÖ Durchschnitt. Erfreulich: Allein betrachtet nimmt Gmünd mit einem Medianeinkommen von 2.786 Euro und einem um 4,9 Prozent höheren Einkommensniveau als dem landesweiten den guten vierten Platz im NÖ Bezirks-Ranking ein.
Weinviertel bleibt Schlusslicht
Am wenigsten verdient man in Niederösterreich im Weinviertel. Um 10,3 Prozent lagen die Einkommen 2023 in den Bezirken Hollabrunn, Korneuburg, Mistelbach und Gänserndorf unter dem Landesmedian. Große Unterschiede in der Höhe von Löhnen und Gehältern gibt es in diesem NÖ Landesviertel nicht nur zwischen Spitzen- und Wenigverdienern, sondern auch unter den einzelnen Bezirken: Die Einkommensdifferenz zwischen Korneuburg und Hollabrunn beträgt 345 Euro. (mm)
Im Bundesländer-Ranking erreicht Niederösterreich hinter Salzburg und vor Tirol lediglich den siebenten Platz. Am meisten verdienen Arbeitnehmer in Vorarlberg mit einem Medianeinkommen von 2.887 Euro, am wenigsten im Burgenland mit 2.439 Euro. „Die weiterhin hohen Preise bei Energie, Wohnen und Lebensmitteln belasten die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer massiv“, stellt AKNÖ-Präsident und ÖGB NÖ-Vorsitzender Markus Wieser fest. Es brauche wirksame Maßnahmen gegen die Inflation. Die Menschen würden Planungssicherheit und Stabilität benötigen.