Wiener Neustadt: Fohlenhof-Areal wird nicht zugebaut
Die Entscheidung ist gefallen: die Landschaftsarchitektur BATIK aus dem 23. Wiener Gemeindebezirk wird den Zuschlag für das Projekt „Naturraumentwicklung Fohlenhof“ erhalten. Das gaben Wiener Neustadts Bürgermeister Klaus Schneeberger und Stadtrat Franz Dinhobl im Rahmen eines Pressegesprächs bekannt.
Eine hochkarätig besetzte Jury gab am 26. November dem Projekt von Landschaftsarchitekten Hannes Batik den Zuschlag. Grundgedanke der Umgestaltung ist es, den Fohlenhof als Ort mit dem Schwerpunkt auf Kunst, Gartenbau, „essbare Landschaft“, Ökologie und naturverträglicher Freizeitgestaltung zu entwickeln und etablieren.
„Verbauung für die Zukunft ausgeschlossen“
Bürgermeister Klaus Schneeberger und Stadtrat Franz Dinhobl zu der Entscheidung: „Was lange währt, wird endlich gut, können wir mit Freude festhalten. Nachdem aufgrund der budgetären Situation lange Zeit ein Verkauf des Areals im Raum gestanden ist, konnten wir nach der Sanierung des Haushalts die Entscheidung treffen, den Fohlenhof als Naturraum zu erhalten bzw. sogar weiterzuentwickeln. Mit dem nun vorliegenden Siegerprojekt, das wir gemeinsam mit dem Landschaftsarchitekten umsetzen werden, haben wir diese Zielsetzung voll und ganz erreicht. Damit ist nicht nur eine Verbauung für die Zukunft ausgeschlossen, sondern wir schaffen eine ganz neue Grün-Oase mitten im Akademiepark nur einen Steinwurf vom Stadtzentrum entfernt. Diese umweltpolitisch einzigartige Kommunikations- und Begegnungszone wird uns noch viel Freude bereiten. Wir bedanken uns bei allen, die Projekte eingereicht haben und freuen uns nun auf die Umsetzung in den nächsten Jahren.“
- Durch die Umgestaltung werden keine neuen Gebäude errichtet, es wird alles aufbauend auf den Altbestand neu gestaltet.
- Die Detailplanungen sollen Anfang 2020 beginnen. Der erste große Abschnitt bis zu einer Eröffnung des neuen Fohlenhofs ist bis Frühjahr 2022 geplant. Die Fertigstellung der möglichen Erweiterungsfläche kann 2 Jahre später erfolgen.
- In der Einreichung sind seitens des Landschaftsarchitekten Kosten in der Höhe von rund 2,1 Millionen Euro brutto kalkuliert.
Naturraumentwicklung Fohlenhof
Der Fohlenhof soll zu einer lebendigen Insel mit vielfältigen Nutzungen zu den Themen Kunst, Gartenbau, Ökologie und naturverträgliche Freizeit am Rande der Stadt Wiener Neustadt entwickelt werden. Ziel der Neugestaltung ist es, die räumlichen Rahmenbedingungen für vielfältige Nutzungen zu schaffen.
Zentrum der Anlage ist der Marktplatz an dem alle Bewegungslinien zusammenlaufen und der ganzjährig für Veranstaltungen und Aktivitäten genutzt werden kann. Hier ist geplant, zentrale Einrichtungen wie Gastronomie, Verwaltung, Radabstellanlege, WC und Garderoben aber auch konsumfreie Aufenthaltsbereiche unter Bäumen anzuordnen. Der Dorfplatz könnte dann ganzjährig intensiv genutzt werden.
Zwischen den alten Stallungen liegt der Anger mit Nussbäumen und seinen nutzungsoffenen Rasenflächen. Hier wäre Platz für Spielbereiche für Kinder. Hinter den Stallungen sollen die bestehenden Lagerflächen zu einem Gartenbereich umgestaltet werden, in dem vielfältige Ausprägungen des Gärtners betrieben werden können. Die Palette der Pläne reicht von Hochbeeten für Rollstuhlfahrer über Beete, die von Schulklassen betreut werden können, bis hin zu Gemeinschaftsgärten und Gartenbauparzellen für Privatpersonen. Die Anlage soll durch ein vielfältiges Schulungs- und Betreuungsangebot belebt werden.
Die Pläne sehen vor, auf den Grundflächen der ehemaligen Garagen eine Anlage von ökologischen Beispielsflächen, charakteristischen Lebensräumen und naturschutzfachlich hochwertigen Bausteinen für die Garten- und Landschaftsgestaltung vorgesehen. Dieser Bereich soll einerseits für naturkundliche Führungen und Veranstaltungen zur Verfügung stehen, andererseits sollen diese Bereiche auch dem interessierten Bürger als Beispiele für die naturnahe und ökologisch wertvolle Gartengestaltung dienen.
Der Grundflächen des bestehenden Schaugartens sollen zu einem Obsthain umgestaltet werden, der auch als Sichtungsgarten und Refugium für alte Obstsorten dienen soll. Die große Wiesenfläche wird im Wesentlichen erhalten, durch eine sanfte Bodenmodellierung und die Anordnung von neuen Baumgruppen kann die räumliche Qualität der Wiesenfläche für die Nutzer verbessert werden. Die mächtigen alten Eichengruppen am Rand der Wiese werden freigestellt und das Unterholz zurückgedrängt. Im Gegensatz dazu wird das bestehende Waldstück zu einem naturnahen, autochthonen Eichenwaldstück entwickelt.
Gebäudenutzung und Verkehr
Die vorliegende Planung des Landschaftsarchitekten schlägt auch Möglichkeiten für die zukünftige Nutzung der bestehenden Gebäude am Fohlenhof vor. Diese Vorschläge umfassen kulturelle Nutzungen genauso, wie Ateliers, sowie Räume für Workshops und andere Veranstaltungen.
Generell werden konkrete Überlegungen zur Nutzung der Gebäude erst im Rahmen der Detailplanung durchgeführt, auch in der ersten Kostenschätzung sind Adaptierungen der Gebäude nicht enthalten.
Die Fuß- und Radwegverbindungen bleiben erhalten. Der historische zweite Weg nach Norden sollte mittelfrisitig wieder reaktiviert werden. Für Fahrräder wird eine Abstellanlage unmittelbar nach dem Haupttor vorgesehen. Dort werden auch Ladestationen für E-Fahrräder angeordnet. Die beiden Busstationen sollen aufgewertet und mit geordneten Fußwegverbindungen an den Fohlenhof angebunden werden.
Der motorisierte Individualverkehr soll in der Regel nicht mehr in den Fohlenhof einfahren. Die Einfahrt soll nur noch von Einsatzfahrzeugen bzw. für Anlieferungen zur Verfügung stehen. Bewohner und Besucher fahren auf dem ertüchtigten Feldweg nach Osten und können dann ihre Fahrzeuge auf einem neuen Parkplatz innerhalb der Parkmauern abstellen. Pflichtstellplätze sind asphaltiert. Ergänzende Parkflächen werden mit Schotterrasen befestigt.
Künstlerische Nutzungen
Die ehemaligen Stallungen des Fohlenhofs sollen überwiegend für künstlerische Nutzungen, als Ateliers und für Sommerakademien, verwendet werden. Aufgrund der räumlichen Gegebenheiten könnten die Ateliers vor allem auch Bildhauern zur
Verfügung gestellt werden. Diese künstlerischen Nutzungen sollen auch im Freiraum ersichtlich gemacht werden und daher an ausgesuchten Orten, in Abstimmung mit den Künstlern im Bereich des Fohlenhofs Skulpturen aufgestellt werden. Als Landmark sehen die Pläne eine Skulptur in der Grünfläche vor dem Eingang vor. Ergänzend dazu könnten auch Kunstwerke im Zusammenhang mit Gartenbau auf dem Areal Zeichen setzen. Durch den neuen Saal können auch diverse Innenraum Kunstaktivitäten durchgeführt werden: Kammerkonzerte, Performancekunst etc.
Auf dem Dorfplatz wird eine kleine Bühne über den bestehenden Betonmauern aufgestellt, die ebenfalls für diverse Musikdarbietungen verwendet werden kann. Generell gilt, dass all dies eine erste Grobplanung und das Aufzeigen von Möglichkeiten darstellt. Nach dem nun erfolgten Zuschlag werden die Detailpläne nun gemeinsam ausgearbeitet und die Umsetzung vorbereitet.
„Wir lassen am Fohlenhof Zukunft entstehen“
„Mit diesem Projekt setzen wir einen weiteren Meilenstein in unserer Umwelt- und Klimapolitik. Was wir mit all den Maßnahmen im Bereich der Photovoltaik, der Nutzung und Produktion von Biogas, dem Baumschutz und der mit STEP WN2030 komplett neu ausgerichteten Stadtplanung begonnen haben, findet nun einen vorläufigen Höhepunkt. Wir lassen am Fohlenhof Zukunft entstehen. Darauf wollen wir in den nächsten Jahren aufbauen und unsere Schritte im Umweltbereich engagiert und konsequent weitergehen“, so Bürgermeister Klaus Schneeberger und Stadtrat Franz Dinhobl abschließend.